Im Hinblick auf die besonderen Herausforderungen des gemeinsamen Lernens im inklusiven Mathematikunterricht soll in den kommenden Jahren unter dem Dach von PIKAS ein Angebot zum Thema „Zieldifferenter Mathematikunterricht im Rahmen des Gemeinsamen Lernens an Grundschulen“ entstehen und zukünftig auf dieser Website bereitgestellt werden.
Die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihres besonderen Förderbedarfs im präventiven Sinne oder dauerhaft eine zieldifferente sonderpädagogische Unterstützung benötigen bzw. die Disposition hierzu haben, soll dabei besonders in den Blick genommen werden.
Inklusion bedeutet nicht, dass durchgehend am gleichen Gegenstand gearbeitet wird und im Gegenzug nie an individuellen Arbeitsplänen oder in Kleingruppen. Vielmehr soll für den inklusiven Unterricht eine Balance zwischen der individuellen Förderung einerseits und dem gemeinsamen Lernen anderseits gefunden werden. Gelingt dieses nicht, besteht die Gefahr der Integration mit Separation.
Es ist gleichzeitig Chance wie Herausforderung, individuelles und Gemeinsames Lernen zu verknüpfen. Hierzu können viele Materialien und Methoden eines zeitgemäßen Mathematikunterrichts genutzt werden. Für einen inklusiven Mathematikunterricht bedarf es keiner vollkommen „neu erfundenen“ Didaktik.
Viele Materialien, die im Rahmen des PIKAS-Projekts entstanden sind, können hierzu heran gezogen werden. Jedoch: Bei einer zieldifferenten Förderung für Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung müssen diese Materialien nicht selten modifiziert oder ergänzt werden, um das Lernen auf verschiedenen Anforderungsniveaus zu ermöglichen oder besonderen Bedürfnissen (z.B. Seh- und Hörbehinderungen) gerecht zu werden.
In der zweiten Jahreshälfte 2015 wird begonnen, neues Material zum Gemeinsamen Lernen zu entwickeln und zu erproben, welches ab Ende 2015 an dieser Stelle zu finden sein wird. Als erster Schritt wird im Weiteren - nach den PIKAS-Themenhäusern geordnet - eine strukturierte Übersicht über geeignete Materialien gegeben, die sich bereits auf der PIKAS-Website befinden. Durch einen Klick auf die farbigen Begriffe kommen Sie direkt auf die entsprechende Unterseite.
Grundlage für die individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler, egal ob mit oder ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, ist eine kompetente Diagnostik. Die Materialien in Haus 3 nehmen im Sinne der ausgleichenden Förderung Kinder mit Rechenschwierigkeiten näher in den Blick. Es werden Diagnoseinstrumente präsentiert und Möglichkeiten der Förderung und Prävention von Rechenschwierigkeiten thematisiert. Der Aufbau eines umfangreichen Zahl- und Operationsverständnisses sowie eines sicheren Stellenwertverständnisses gehören zu den wichtigsten Grundlagen für das weitere Mathematiklernen. Außerdem wird die Auswahl geeigneter Darstellungsmittel betrachtet. Die konkreten Unterrichtsmaterialien dieses Hauses regen zur Auseinandersetzung mit Ursachen und Merkmalen von Rechenschwierigkeiten an und können zum Einsatz in der Schule heruntergeladen werden. Sie finden Material zum Üben des kleinen 1+1, 1-1 und 1x1 sowie Material zum Thema „Blitzrechnen“ und zwei Übungsformate zum "Guten Umgang mit Darstellungsmitteln".
Sprechen über Mathematik ermöglicht Gemeinsames Lernen und Kooperation zwischen Kindern mit und ohne Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung. In Haus 4 finden Sie Informationsmaterialien, die theoretische Grundlagen zur Sprachförderung im Fach Mathematik darstellen und Grundzüge eines sprachsensiblen Unterrichts aufzeigen. Außerdem werden Beispiele für gezielte Sprachübungen aufgezeigt, die abwechslungsreich, herausfordernd und individuell eingesetzt werden können. Die konkreten Unterrichtsbeispiele und -materialien zu den Themen „Orientierung an der Hundertertafel" und „Rechenwege beschreiben“ können Sie herunterladen und im Unterricht einsetzen.
Inklusiver Unterricht kann nur gelingen, wenn eine Balance zwischen individueller Förderung und Gemeinsamen Lernen gefunden wird. Die Materialien in Haus 5 befassen sich damit, wie Heterogenität produktiv genutzt werden kann. Es wird von unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten der Kinder ausgegangen und eine Lernumgebung angeboten, die eigene Lernwege ermöglicht. Das Lernen auf eigenem Wege profitiert insbesondere auch vom Austausch mit anderen. Darum wird in diesem Haus die Ich-Du-Wir-Methode vorgestellt, die zum Kommunizieren und Austauschen anregt. Die in diesem Zusammenhang behandelten inhaltlichen Themen sind das halbschriftliche und schriftliche Rechnen. Hierzu werden in drei Teilen ausführliche Unterrichtsmaterialien angeboten:
Teil 1: Ich-Du-Wir: Rechnen auf eigenen Wegen
Teil 2: Ich-Du-Wir: Von den eigenen Wegen zu den schriftlichen Algorithmen
Teil 3: Ich-Du-Wir: Flexibles Rechnen – Im Kopf oder schriftlich?
„Natürliche Differenzierung“ ermöglicht es, die Heterogenität beim Gemeinsamen Lernen als Chance für alle Kinder zu nutzen. Das in Haus 6 vorliegende Unterrichtsmaterial „Offene Aufgaben“ beinhaltet eine Aufgabenzusammenstellung mit Möglichkeiten der natürlichen Differenzierung zu vielen Inhaltsbereichen des Lehrplans. Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung vergrößern die bereits existierende Heterogenitätsspanne und -vielfalt. Vor diesem Hintergrund sollten Aufgabentypen und Lernumgebungen hinsichtlich ihrer Möglichkeiten für den inklusiven Unterricht klassenspezifisch reflektiert werden.
In den Fortbildungsmodulen dieses Hauses werden Themen wie Heterogenität und natürliche Differenzierung behandelt. Außerdem wird an einem konkreten Beispiel eines Kindes mit dem Förderschwerpunkt Lernen explizit aufgezeigt, wie Inklusion und zieldifferentes Lernen im gemeinsamen Mathematikunterricht gelingen kann. Die hinterlegte Power-Point-Präsentation beinhaltet Informationen über Inklusion im Allgemeinen und weitere Ideen für Aufgabentypen, die sich für einen inklusiven Unterricht eignen. Des Weiteren finden sich hier zwei konkrete Beispiele für Förderpläne für den Förderschwerpunkt Lernen.
Gute Aufgaben ermöglichen in einem inklusiven Mathematikunterricht, dass Kinder auf unterschiedlichen Leistungsniveaus an einem gemeinsamen Gegenstand arbeiten können. Dazu gibt es in Haus 7 und 8 verschiedene Unterrichtsmaterialien zu vielen Lernbereichen des Lehrplans, die verschiedene Lern- und Denkwege herausfordern und konkretes Handeln am Material ermöglichen. Diese „Substantiellen Aufgaben“ tragen dazu bei, dass alle Kinder an einem gemeinsamen Gegenstand, in Kooperation miteinander, aber gleichzeitig auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau und mittels ihrer momentanen Denk- und Handlungskompetenzen lernen können. Weitere Aufgabentypen, die sich für einen erfolgreichen inklusiven Mathematikunterricht eignen, sind zum Beispiel …
Besonders für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf ist es wichtig, dass sie eine lernförderliche und motivierte Einstellung entwickeln und ihr Selbstvertrauen in die eigenen mathematischen Fähigkeiten gestärkt wird. Hierbei ist eine stärkenorientierte Lernstandsfeststellung unverzichtbare Grundlage. Außerdem ermöglicht sie die Festlegung und Evaluation von Zielen für individuelle Förderpläne. Das Haus 9 beinhaltet Informationen und konkrete Unterrichtsmaterialien, die es ermöglichen, individuelle Lernstände von Kindern aus deren Perspektive wahrzunehmen – u.a. durch informative Aufgaben, Mathebriefe, Standortbestimmungen, Lerntexte oder Beobachtungsbögen. Durch den Einsatz dieser oder ähnlicher Instrumente können die Leistungen jedes einzelnen Kindes wertgeschätzt und an die individuellen Denkwege und das individuelle Leistungsvermögen angeknüpft werden.
Inklusiver Mathematikunterricht fordert eine dialogische Leistungsrückmeldung, die sich förderlich auf Lernmotivation und Lernerfolg jedes einzelnen Kindes auswirkt. Dafür stellt das Haus 10 Informationen und Materialien bereit, die durch Leistungsbeurteilung und Leistungsrückmeldung nicht nur bewerten und vergleichen. Vielmehr helfen sie den Lehrkräften über Alternativen zu herkömmlichen Klassenarbeiten nachzudenken und individuelle Lernmöglichkeiten und die Lernentwicklungen zu berücksichtigen. Durch den Einsatz von „Expertenarbeiten“ und „Selbstbeurteilungen“ können alle Leistungsstände gewürdigt und Kinder in die Planung ihres individuellen Lernprozesses integriert werden. Die „Selbstbeurteilungen“ können zum Beispiel Grundlage sein, die nächsten Ziele gemeinsam mit den Kindern für den Förderplan zu formulieren.
Auch wenn viele Materialien und Methoden, die ohnehin schon genutzt werden, im inklusiven Mathematikunterricht eingesetzt werden können, ist zu beachten, dass durch Inklusion die Heterogenitätsspanne weiter vergrößert wird und Kinder mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung...
Um dieser Situation gerecht zu werden, bedarf es bei einer zieldifferenten Förderung der Ergänzung und Modifikation der bereits vorhandenen Materialien, um das Lernen auf anderen Anforderungsniveaus zu ermöglichen.
Wie eine solche Unterrichtsplanung konkret aussehen sowie umgesetzt werden kann, wenn zieldifferent gefördert wird und gleichzeitiges Gemeinsames Lernen stattfinden soll, demonstriert das Beispiel eines Kindes mit dem Förderschwerpunkt Lernen („Zieldifferent lernen im gemeinsamen Mathematikunterricht“ in Haus 6). Hier finden Sie u.a. Umsetzungsideen, Planungshilfen und Planungstabellen. Der Unterricht sollte nach Möglichkeit gemeinsam geplant und verantwortet werden, auch wenn er – gegenwärtig – nicht durchgängig gemeinsam durchgeführt werden kann.