Arithmetische Kompetenzen am Schulanfang
„Kinder können die fachlichen Kompetenzen im Mathematikunterricht dann erfolgreich erwerben, wenn sie grundlegende Vorläuferfähigkeiten erworben haben. Sofern Kinder diese beim Schuleintritt nur teilweise oder unzureichend mitbringen, müssen diese zunächst aufgebaut werden, um ein erfolgreiches Weiterlernen zu gewährleisten“ (MSB NRW 2021, S. 81).
Im Lehrplan Mathematik für das Land NRW werden konkrete Beispiele dafür gegeben, welche Kompetenzen als ‚Vorläuferfähigkeiten‘ bezeichnet werden können. Hierbei werden unterschiedliche Kompetenzbereiche genannt, wie:
- inhaltsübergreifende Kompetenzen, unter anderem ‚Teilfiguren in einem komplexen Hintergrund erkennen und isolieren (Figur-Grund-Wahrnehmung)’
- nicht-arithmetische Kompetenzen, unter anderem ‚einfache geometrische Formen (Kreis, Dreieck, Viereck) erkennen'
- Kompetenzen, die in den Bereich der prozessbezogenen Kompetenzen fallen, beispielsweise ‚mathematische Situationen darstellen und darüber sprechen‘
- arithmetischen Kompetenzen am Schulanfang, unter anderem ‚Anzahlen bis 4 simultan erfassen‘.
Weil es sich bei den genannten Kompetenzen um mathematische Kompetenzen handelt, wird im Folgenden der Begriff der ‚Vorläuferfähigkeiten‘ nicht verwendet, da es sich dabei nicht um vor-mathematische Kompetenzen handelt.
Die arithmetischen Kompetenzen am Schulanfang, die im Lehrplan Mathematik für das Land NRW gelistet sind, werden in anderen Veröffentlichungen teilweise weiter ausdifferenziert oder leicht anders benannt. So werden in den Ausführungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), die Kompetenzen aufgeführt, die sich in der Forschung als prädikativ für die weitere mathematikbezogene Entwicklung erwiesen haben: „Zählkompetenz (vorwärts, rückwärts, weiterzählen), (strukturierte) Mengenerfassung, erste Rechenfähigkeiten und Operationsverständnis (mit und ohne Repräsentation der Mengen) sowie Ziffernkenntnis“ (SWK 2022, S. 20).

Das Poster ‚Arithmetische Kompetenzen am Schulanfang‘ bietet eine komprimierte Zusammenfassung der verschiedenen Ausführungen mit Fokus auf arithmetische Kompetenzen in Form von sechs Kompetenzbereichen: Zahlwortreihe aufsagen, Zahlen in Beziehung setzen, Anzahlen bestimmen, Anzahlen darstellen, einfache Aufgaben lösen sowie Zahlsymbole verwenden. Für jeden Kompetenzbereich werden Teilkompetenzen aufgeführt, die am Schulanfang wünschenswerter Weise vorhanden sein sollten, und durch konkrete Beispielaufgaben illustriert. Sie bieten eine Orientierungen dafür, was in den ersten Schulwochen erarbeitet werden sollte, wenn die Teilkompetenzen nicht vorhanden sind.
Vor allem verdeutlicht das Poster ‚Arithmetische Kompetenzen am Schulanfang‘, dass ein Ziffernschreibkurs zwar ein wichtiges Element, aber eben nur ein Element unter mehreren darstellt. Zudem werden im Poster in der Regel auch konkrete Zahlräume angegeben – das bedeutet allerdings nicht, dass der Mathematikunterricht in den ersten Schulwochen nicht anregungsreicher gestaltet werden sollte und muss.
Bewusst wird nicht der Begriff der ‚vorschulischen Basiskompetenzen‘ verwendet. Auf den Zusatz ‚vorschulisch‘ wird verzichtet, da gegenwärtig nicht davon auszugehen ist, dass die überwiegende Zahl der Lernenden über alle der gelisteten Kompetenzen verfügt. Der Begriff ,Basiskompetenzen' wird nicht verwendet, da der Erwerb von Basiskompetenzen ein kontinuierlicher Prozess ist – die Entwicklung eines tragfähigen Operationsverständnisses zur Addition ist keineswegs nur ein Ziel des 1. Schuljahres, sondern auch der folgenden Jahrgangsstufen über die Grundschulzeit hinaus. Im Poster werden hingegen konkrete Kompetenzerwartungen formuliert, die am Schulanfang, also zu einem bestimmten Zeitpunkt, vorhanden sein oder erarbeitet werden sollten.