Standortbestimmungen werden im Unterricht zur Erhebung des individuellen Lernstandes der Kinder vor, während oder nach der Erarbeitung von Inhalten im Mathematikunterricht eingesetzt. Dabei geht es nicht darum, die Ergebnisse, wie bei einer Klassenarbeit, zu benoten, sondern herauszufinden, über welche Kompetenzen die Lernenden bereits verfügen und wo individuelle Förderbedarfe bestehen, um auf dieser Grundlage den weiteren Unterricht und eine anschließende Förderung zu planen. Sie stellen somit eine "förderorientierte Lernbeobachtung" (Sundermann & Selter 2021) dar.
Grundsätzlich können zwei Formen der Durchführung unterschieden werden, die im Folgenden genauer erläutert werden.
Mündliche Standortbestimmung
Mündliche Standortbestimmungen werden in der Regel in einer Eins-zu-eins-Situation zwischen Lehrkraft und Kind durchgeführt. Im Dialog kann die Lehrkraft gezielt Impulse setzen oder Nachfragen stellen, um die Denk- und Handlungsweisen des Kindes sowie die Überlegungen dahinter nachvollziehen zu können. Im Unterschied zu schriftlichen Standortbestimmungen kann dies situativ und unmittelbar erfolgen. Insbesondere wenn die Lernenden noch nicht über hinreichende schriftsprachliche Kenntnisse verfügen, stellt die mündliche Standortbestimmung eine gute bzw. teilweise sogar die einzige Möglichkeit dar, Denkweisen hinter Lösungswegen zu erheben. Jedoch ist die mündliche Standortbestimmung mit einem größeren zeitlichen Aufwand verbunden als eine schriftliche Standortbestimmung, da sie in der Regel einzeln mit den Lernenden durchgeführt wird (vgl. Sundermann & Selter 2021). Im Unterrichtsalltag können aber auch verschiedene Situationen für die Durchführung mündlicher Standortbestimmungen genutzt werden, die im Folgenden genauer dargestellt werden:
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Nutzung von Arbeitsphasen: Arbeitsphasen im Mathematikunterricht bieten sich – sofern der Arbeitsauftrag von allen Lernenden der Klasse verstanden ist – an, um mit einzelnen Kindern eine mündliche Standortbestimmung durchzuführen, während die anderen Kinder der Lerngruppe an der Aufgabe arbeiten. Hierbei kann es hilfreich sein, Helferkinder zu bestimmen oder beispielsweise Tippkarten (ggf. audiogestützt) bereitzustellen, die von den Kindern selbstständig genutzt werden können.
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Förderunterricht: Sind im Stundenplan Kleingruppenförderungen verankert, eignen sich auch diese Stunden, um mit den Kindern intensiver über ihre Denk- und Handlungswege ins Gespräch zu kommen. Dabei können auch Kleingruppengespräche Aufschluss über den individuellen Leistungsstand eines Kindes geben. Alternativ können auch hier Arbeitsphasen genutzt werden, um mit einzelnen Kindern eine mündliche Standortbestimmung durchzuführen.
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bei Doppelbesetzung im Unterricht: Sind Sie in einzelnen Stunden in der Lerngruppe doppelt besetzt, können diese Stunden dazu genutzt werden, dass eine Lehrkraft mündliche Standortbestimmungen mit einzelnen Kindern durchführt und die andere Lehrkraft mit der restlichen Klasse am aktuellen Unterrichtsinhalt weiterarbeitet. Hierbei kann unter Umständen auch weiteres pädagogisches Personal einbezogen werden.
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nur einzelne Aufgaben einsetzen: Häufig ist es einfacher, eine einzelne Aufgabe mündlich mit einzelnen Kindern zu bearbeiten, als eine längere mündliche Standortbestimmung mit mehreren Aufgaben. Wählen Sie möglichst aussagekräftige Aufgaben und Impulse aus. Diese Aufgaben können Sie den Kindern auch gut während Arbeitsphasen oder auch im offenen Anfang stellen. Da die Bearbeitung nur wenige Minuten in Anspruch nimmt, kann die Standortbestimmung auch mit mehreren Kindern innerhalb einer Arbeitsphase durchgeführt werden.
Schriftliche Standortbestimmung
Schriftliche Standortbestimmungen bieten den Vorteil, dass sie zeitgleich mit mehreren bzw. allen Lernenden einer Lerngruppe durchgeführt werden können. Außerdem können die Dokumente zu späteren Zeitpunkten noch einmal herangezogen werden, um beispielsweise Kompetenzentwicklungen beurteilen zu können. Im Vergleich zu mündlichen Standortbestimmungen haben sie jedoch den Nachteil, dass Denk- und Handlungswege nicht immer hinreichend erhoben werden können, da nicht alle Überlegungen aus den schriftlichen Dokumenten hervorgehen. Wenn die Lernenden noch nicht über ausreichende schriftsprachliche Kompetenzen verfügen, ist dies natürlich in besonderem Maße der Fall. In höheren Jahrgangsstufen können die Lernenden ihre Vorgehensweisen zwar notieren, jedoch kann dies im unmittelbaren Dialog in der Regel detaillierter erhoben werden. Schriftliche Standortbestimmungen, bei denen sich die Lehrkraft zunächst einen Überblick über die Kompetenzen der Lernenden verschafft, können aber auch den Ausgangspunkt für gezielte mündliche Standortbestimmungen bilden, bei denen insbesondere Schwierigkeiten oder Fehlvorstellungen genauer in den Blick genommen werden können.
Für Kinder mit geringen schriftsprachlichen Kompetenzen bietet es sich an, die schriftlichen Standortbestimmungen mündlich für alle gemeinsam anzuleiten. Hierbei werden die Aufgabenstellungen einzeln nacheinander durch die Lehrkraft erläutert und die Lernenden bearbeiten die Aufgaben einzeln.
Eine weitere Möglichkeit der kontinuierlichen schriftlichen Diagnose ist der Einsatz eines Mathebriefkastens. Hierbei werden regelmäßig einzelne kurze Diagnoseaufgaben schriftlich bearbeitet. Auf diese Weise kann die Lehrkraft einen schnellen Überblick über die individuellen Kompetenzen der Lernenden bekommen. Solche Aufgaben eignen sich auch für den Einsatz bei einzelnen Kindern, bei denen beispielsweise Fehlvorstellungen vermutet weden. Durch die kurze Bearbeitungszeit können solche Aufgaben auch während einer Arbeitsphase durchgeführt werden.
KIRA: Diagnostische Gespräche