Eine in den Mathematikunterricht integrierte Sprachbildung von Beginn an ist grundlegend für viele Lernprozesse. Die sprachliche Entwicklung ist ein Prozess, der Zeit und Kontinuität braucht. Die Lehrkraftsprache hat einen bedeutsamen Einfluss auf diese Entwicklung.

Ein mit "sprachliche Entwicklung" beschrifteter Pfeil, neben dem der Begriff "Lehrkraftsprache" notiert ist.

Im Mathematikunterricht verwendet die Lehrkraft im Idealfall eine Unterrichtssprache, die sich durch die Verwendung von grundschulgemäßen Fachausdrücken sowie kindgerechten und bildungssprachlichen Beschreibungen und Erklärungen auszeichnet. Auch wenn den Kindern viele (Fach-)Ausdrücke noch nicht bekannt sind, sollte die Lehrkraft diese nicht umgehen (defensiver Ansatz), sondern sie in das tägliche Unterrichtsgespräch einbinden, selbst verwenden und Kinder dabei unterstützen, diese zu verstehen und zu lernen (offensiver Ansatz).

In Kommunikationssituationen sollte die Lehrkraft …

  • ein Sprachvorbild für die Kinder sein.
  • Ihre Schüler:innen zum selbstständigen und korrekten Gebrauch der im Mathematikunterricht etablierten Sprachmittel anregen,
  • durch den Einbezug von sprachlich begleiteten Materialhandlungen das Gesagte visualisieren (lassen) und
  • die sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten der Kinder im Zuge solcher Gespräche weiterentwickeln, indem sie als sprachliches Korrektiv wirkt.

Sprachliches Vorbild sein

Lehrkräfte agieren (auch) im Mathematikunterricht als sprachliches Vorbild. Ein Bewusstsein über diese Rolle ist wichtig, um die sprachliche Entwicklung der Kinder gezielt zu unterstützen.

Ein Beispiel:

Vier Additionsaufgaben untereinander an einer Tafel. Beginnend bei 6+1 wird die erste Zahl um 1 reduziert und die zweite Zahl um 1 erhöht. Vier Lernende blicken auf die Tafel. Ein Kind äußert "Es ist wie ein Countdown!"

Denkmoment

Überlegen Sie einmal selbst: Wie könnte die Lehrkraft sprachlich auf die Kinderaussage „Es ist wie ein Countdown!“ reagieren?

Verwendung von Sprachmitteln anregen

Ein weiteres Beispiel für eine mögliche Äußerung eines Schülers:

Vier Additionsaufgaben untereinander an einer Tafel. Beginnend bei 6+1 wird die erste Zahl um 1 reduziert und die zweite Zahl um 1 erhöht. Vier Lernende blicken auf die Tafel. Ein Kind deutet auf das Ergebnis 7 und äußert "Hier ist es ja immer gleich."

Hier findet die Antwort des Schülers („Hier ist es ja immer gleich.“) auf rein beschreibender Ebene unkonkret und ohne spezifische Mittel zur Beschreibung der Entdeckung  statt. Die Lehrkraft sollte sich damit nicht zufrieden geben, sondern den Schüler aktiv zur Nutzung von Sprachmitteln anregen.

Denkmoment

Überlegen Sie erneut selbst: Wie könnte die Lehrkraft den Schüler anregen, Sprachmittel zu nutzen, die seine Beschreibung unterstützen?

Materialhandlungen sprachlich begleiten

Zentral im Mathematikunterricht ist die Darstellungsvernetzung. Das vorliegende Beispiel zeigt, wie man Kinder im Kontext der Entdeckerpäckchen zur Darstellungsvernetzung anregen kann:

Vier untereinander stehende Aufgaben an einer Tafel. Ein Kind äußert "Bei die Zahl wird es iAn der Tafel sind vier untereinanderstehende Additionsaufgaben, in denen die erste Zahl immer um 1 reduziert und ide zweite Zahl um 1 erhöht wird. Die ersten Zahlen sind rot umrandet, die zweiten Zahlen blau. Links von den Aufgaben sind diese mit roten und blauen Plättchen dargestellt. Die Lehrkraft sagt in drei Sprechblasen "Vergleiche mal das Bild mit unserer Rechnung. Was fällt dir auf?", "Was passiert mit der ersten/zweiten Zahl? Was passiert mit dem Ergebnis?" und "Woran siehst du das im Bild? Woran siehst du das in der Rechnung?".

Wichtig ist, dass alle Bilder, Materialien und symbolische Darstellungen für alle Kinder sichtbar sind und die Anordnung der Darstellungen den Kindern Einsichten in Zusammenhänge erleichtert. Um die Darstellungen sprachlich zu begleiten, sollte die Lehrkraft nun passende Impulse nutzen. Mit Hilfe dieser kann sie die Kinder auffordern/anregen, Zusammenhänge herzustellen und Darstellungen zu vernetzen. Allgemein bedeutet dies:

  • Visualisierungen von Anfang an sprachlich begleiten
  • Zusammenhänge zwischen Darstellungen hervorheben
  • Kinder ebenfalls dazu anregen.

Als sprachliches Korrektiv wirken

Im Kontext der Lehrkraftsprache spielt das sprachliche Korrektiv eine wichtige Rolle.

Vier untereinander stehende Aufgaben an einer Tafel. Ein Kind äußert "Bei die Zahl wird es immer mehr.", die Lehrkraft erwiedert in drei Sprechblasen "Ja genau, die Zahlen werden immer größer.", "Du sagst "die Zahl", welche Zahl genau meinst du denn?" und "Kannst du noch genauer sagen, um wie viel größer?".

Im vorliegenden Beispiel ist es wichtig, nicht vordergründig den Kasus-Fehler „die Zahl“ in den Blick zu nehmen und zu korrigieren, sondern zur mathematischen Präzisierung aufzufordern. Durch die Impulse “Ja genau, die Zahlen werden immer größer.“, „Du sagst „die Zahl“. Welche Zahl meinst du denn genau?“ oder „Kannst du noch genauer sagen um wie viel größer?“ gelingt es der Lehrkraft das Kind in seiner inhaltlichen und sprachlichen Entwicklung durch sprachliches Korrektiv zu unterstützen. Allgemein bedeutet dies:

  • situativ und individuell korrektives Feedback geben
  • zur inhaltlichen Präzisierung auffordern